Presseerklärung zum 10. Jahrestag der Katastrophe von Fukushima

„ausgestrahlt“ hat eine Plakatwand gemietet, vor dem Plakat  haben viele Gruppen ihre Presseerklärungen übergeben, auch ein schönes Foto wurde gemacht. Leider hat die FN bis jetzt noch nichts gebracht.

Erklärung des Fürther Sozialforums:

Auch noch zehn Jahre nach der Katastrophe von Fukushima sind in Deutschland sechs große Atomreaktoren in Betrieb. Dabei werden die Risiken, die von diesen Reaktoren ausgehen nicht geringer, je älter sie werden. Und es ist zu befürchten, dass bei der vorgesehenen begrenzten Laufzeit bis Ende 2022 kaum noch in die betagten Reaktoren investiert wird. Aktuell kommen wieder beunruhigende Nachrichten vom AKW Neckarwestheim II in dem, immer wieder gefährliche Risse in den Heizrohren der Dampferzeuger auftreten, das aber trotzdem weiterlaufen darf! Dipl. Ingenieur Dieter Majer, lange Jahre im Umweltministerium zuständig für die Sicherheit aller AKWs, bezeichnet die Lage als außerordentlich gefährlich! (Sendung im SWR, 04.03.)

Jetzt wird endlich ernsthaft mit der Suche nach einem Endlager für den auf Jahrtausende hochgefährlichen radioaktiven Müll begonnen. Und es zeichnet sich immer deutlicher ab wie schwierig die Bewältigung dieses kaum lösbaren Problems werden wird. Die weiterhin laufenden AKWs vergrößern dieses quantitativ nochmal deutlich! Einen Weiterbetrieb halten wir in dieser Situation für absolut unverantwortlich!

Völlig widersprüchlich handelt die Bundesregierung, wenn einerseits die Stilllegung von maroden AKWs in Belgien fordert, aber gleichzeitig die Lieferung von Brennelementen für diese AKWs aus Deutschland zulässt.

Beunruhigende Nachrichten erreichen uns aus Nachbarländern. Frankreich hat beschlossen die Laufzeit der laufenden AKWs um zehn Jahre zu verlängern. In der Slowakei geht demnächst wohl das AKW Mochovce, in Betrieb, bei dessen Bau immer wieder Mängel auftraten und es schon zu spektakulären Pannen kam.

Polen plant den Bau von AKWs „gegen die Klimakatastrophe“.

Glaubwürdig gegen diese Vorhaben kann aus Deutschland nur interveniert werden, wenn der Betrieb von AKWs mit dem hoffentlich endgültigen Ausstieg Ende 2022, hierzulande endgültig beendet ist.

Erklärung der Families for Future:

Atomenergie und Klimaschutz schließen sich gegenseitig aus!

Die Bundesregierung will bis spätestens 2038 alle Kohlekraftwerke in Deutschland stilllegen. Ein schneller und effizienter Ausbau von erneuerbaren Energien ist dafür unabdingbar. Immer häufiger werden Stimmen laut, die stattdessen den beschlossenen Ausstieg aus der Atomenergie in Frage stellen.

Egal was die Atom-Lobby behauptet: Atomkraft liefert keinen „sauberen“ Strom, Atomenergie ist und bleibt ein schmutziges Geschäft mit hohem Risikofaktor – jedes Atomkraftwerk hat Potential zum GAU! Fukushima und Tschernobyl haben das auf tragische Weise gezeigt.

Auch Atommüll-Endlager bergen ein unkalkulierbares Gefahrenpotential für gegenwärtige und zukünftige Generationen. Für die bisher allein in Deutschland produzierten 10 000 Tonnen hochradioaktiven Atommüll muss ein Endlager noch gefunden werden.

Nicht zu vergessen sind auch die verheerenden Auswirkungen des Uranabbaus auf Natur und Umwelt. Rund 70 Prozent der weltweiten Uranvorkommen befinden sich zudem auf dem Land indigener Völker. (Quelle: GfbV)

Wer Atomkraft als „klimafreundliche“ Alternative zum Kohlestrom verkaufen will, betreibt Greenwashing der gefährlichsten Art:

Atomenergie verhindert und blockiert eine nachhaltige Energiewende und den notwendigen Ausbau von erneuerbaren Energien, den wir jetzt dringend brauchen!

Wir fordern den Ausstieg aus der Atomenergie bis spätestens Ende 2022!
Der Beschluss der Bundesregierung von 2011
muss umgesetzt werden!

Erklärung von Verdi OV Fürth:

Wir gedenken heute der großen Katastrophe in Fukushima am 11. März vor 10 Jahren. Sie kam dreifach: Erst das Erbeben, dann der Tsunami und schließlich die Nuklearkatastrophe. Als Gewerkschaft wollen wir auch an die vielen Helferinnen und Helfer erinnern.

Das Erdbeben und der Tsunami zerstörte viele Ortschaften im Norden Japans, die Wassermassen rissen Tausende von Menschen in den Tod. Bald stellte sich heraus, dass durch das Erdbeben auch das Atomkraftwerk Fukushima Daiichi mit 6 Reaktorblöcken betroffen war, es kam zum Super-Gau: Explosionen, Kernschmelze und freigesetzte Strahlung.

Nach der großen Katastrophe in Fukushima riskierten viele Menschen ihre Gesundheit und sogar ihr Leben dafür, die Folgen des Unglücks in Grenzen zu halten. Sie setzten sich der starken radioaktiven Strahlung aus, um die Sicherungs- und Aufräumarbeiten vor Ort durchzuführen.

Die Bevölkerung ganzer Städte musste umgesiedelt werden. Zwischenzeitlich wurden weite Gebiete dekontaminiert, ein Teil der Menschen kehrte nach und nach zurück. Die Kinder dürfen wegen der Strahlenbelastung nur eine Stunde pro Tag ins Freie, an Tagen mit hohem radioaktivem Fallout gar nicht.

Noch nicht gelöst ist die Frage, wie das kontaminierte Material entsorgt und gelagert werden kann. Verstrahlte Erde lagert tonnenweise in Müllsäcken, stark kontaminiertes Siedewasser wird in vollen Tanks zwischengelagert, der geschmolzene Reaktorkern frisst sich in Fundamente und Boden.

Die japanische Regierung strebt die Normalisierung an und setzt weiterhin auf Atomkraft. Der Fackellauf im Vorfeld der Olympischen Spiele in Tokio soll am 25. März in Fukushima starten. Der Auftakt ist im J-Village vorgesehen, einem Fußballtrainingszentrum, das während der Atomkatastrophe im März 2011 in Folge eines Erdbebens und Tsunamis als Hauptquartier für die Krisenmanager des Super-Gaus gedient hatte.

Derweil müssen weiterhin Zehntausende Bewohner Fukushimas in Behelfsunterkünften leben. Es gibt eine hohe Rate an Depressionen, Selbstmorden sowie posttraumatischen Belastungsstörungen bei den Menschen in den radioaktiv verstrahlten Gebieten.

Die Lehren aus Fukushima und Tschernobyl haben gezeigt, dass Kernenergie keinen Platz in einer nachhaltigen Energieversorgung hat. Nicht nur die Unfallgefahr lässt uns die Atomenergie ablehnen, sondern auch die nach wie vor ungelösten Probleme der Endlagerung des Atommülls.

Der Klimawandel hat längst begonnen. Kein vernünftiger Mensch zweifelt noch daran, dass eine Erhöhung der weltweiten Durchschnittstemperaturen um mehr als 2 Grad katastrophale Folgen hätte. Es gilt, Erdöl und Kohle als Energieträger so schnell wie möglich auszurangieren. Atomkraft ist keine Alternative. Eine Technik mit solch weitreichenden Gefahren ist nicht zu verantworten.

Die in den Kraftwerken arbeitenden Menschen sind hochqualifiziert und müssen für neue Aufgaben weitergebildet werden.

Erklärung des Fürther Friedensforums:

Nach dem Unfall in Fukushima hat die Bundesregierung den Atomausstieg endlich beschlossen. Man meinte, es wäre wenigstens da Vernunft eingekehrt, aber leider denken schon wieder einige darüber nach, die Atomkraft unter dem Deckmantel des Klimaschutzes wieder salonfähig zu machen. Dabei hatten wir außer den beiden allgemein bekannten Unfällen noch genug andere Katastrophen, an die wir auch denken sollten. 1957 gab es einen Unfall der Stufe 6 in der Wiederaufarbeitungsanlage Majak in der ehemaligen Sowjetunion und einen der Stufe 5 in Windscale. 1969 gab es eine Kernschmelze an einem Reaktor in Lucens in der Schweiz und 1979 eine Teilkernschmelze in USA in Three Mile Island. So viele Warnschüsse hat es schon gegeben und trotzdem setzten so viele auf Atomkraft, da fragt man sich doch, ob die Stromerzeugung der einzige Grund ist. Wenn wir die verunfallten Reaktoren genauer anschauen, dann finden wir hier die Antwort. Vom Schweizer Reaktor vermutet man, dass er militärischen Zwecken dienen sollte, Windscale hatte nur diesen Zweck. Dort wurde kein Strom produziert sondern Plutonium für Atombomben.

Genau das war nämlich der Grund, warum das erste Atomkraftwerk gebaut wurde: Das Manhatten-Projekt in den Bergen New Mexikos. Die USA bauten dort die Forschungsstadt Los Alamos und in Alamos entwickelten Forscher die erste Atombombe. Als die erfolgreich explodiert war, warf man zwei Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Nebenbei hat man wohl entdeckt, dass sich mit dem Kernkraftwerk auch Strom produzieren und Geld verdienen ließ.

Seitdem schwebt neben dem Damoklesschwert des Krieges, für den sich die Herrschenden ja immer gern und schnell begeistern, auch noch das der radioaktiven Verseuchung und der totalen Vernichtung der Menschheit über uns allen. Wenn man bedenkt, dass sich die Bundesregierung weigert, den Atomwaffenverbotsvertrag zu unterschreiben, dass Kriegsministerin Kramp-Karrenbauer begeistert neue Atombomber einkauft, dass der Rüstungsetat in unermessliche Höhen getrieben wird, dass Europa zur Kriegsfestung ausgebaut wird, dann muss einem Angst und Bange werden.  2010 wurde im Bundestag beschlossen, die Atomwaffen aus Büchel abzuziehen. Sie lagern jedoch immer noch dort und sollen sogar noch modernisiert werden. Folgerichtig weigert sich die Bundesregierung auch, den Atomwaffenverbotsvertrag zu unterschreiben, nicht „weil wir keine haben“, wie es offiziell heißt, sondern weil sie an der atomaren Teilhabe festhält.

Wir müssen diesen Wahnsinn aufhalten, und dazu gehört auch, den Betrieb der Kernkraftwerke zu stoppen. Denn selbst wenn AKWs im Normalbetrieb vollkommen ungefährlich und absolut sicher wären, was sie ja bei weitem nicht sind, selbst dann müsste man sie abschalten, da sie das Material für den Weltuntergang liefern.

Selbst wenn es keine Unfälle und keinen Krieg gibt, die Entsorgung des hochradiaktiven Materials ist weiterhin ungelöst. Die deutsche Gesetzgebung fordert nicht ohne Grund eine sichere Entsorgung möglichst über eine Million Jahre. Auf dem Eniwetok-Atoll haben die USA einen Betonsarg errichtet, in dem die Hinterlassenschaften von  67 Atomwaffen vergraben sind. Von den eine Million Jahren sind inzwischen gerade mal 40 Jahre vergangen. Die Betonwände haben aber bereits Risse und keiner weiß, wie lange sie noch halten werden.